Kostenlose Schreibprogramme

Kostenlose Schreibprogramme – 3 Alternativen im Test

Nicht jeder Autor kann oder möchte 70-349 Euro für spezialisierte Schreibsoftware ausgeben. Die gute Nachricht: Es gibt durchaus kostenlose Alternativen, die für viele Schreibprojekte völlig ausreichen. Von der simplen Cloud-Lösung bis zur vollwertigen Desktop-Anwendung ist für jeden etwas dabei.

Wir haben die drei besten kostenlosen Schreibprogramme ausführlich getestet und zeigen dir, welche Alternative zu teurer Software wirklich taugt – und wo die Grenzen liegen.

Die 3 kostenlosen Alternativen im Überblick

Kriterium

Google Docs

LibreOffice Writer

yWriter7

Preis

Kostenlos

Kostenlos

Kostenlos

Internet erforderlich

Ja

Nein

Nein

Autorenfunktionen

Grundlegend

Umfangreich

Spezialisiert

Kollaboration

Exzellent

Eingeschränkt

Keine

Komplexität

Niedrig

Mittel

Mittel

1. Google Docs – Der Cloud-Champion

Google Docs ist wahrscheinlich das bekannteste kostenlose Schreibprogramm der Welt. Als Teil der Google Workspace ist es für jeden mit einem Google-Account sofort verfügbar.

Was bietet Google Docs für Autoren?

Grundfunktionen:

  • Cloud-basiertes Arbeiten: Zugriff von jedem Gerät mit Internetverbindung
  • Automatische Speicherung: Nie wieder Datenverlust durch Computerabsturz
  • Echtzeit-Kollaboration: Mehrere Personen können gleichzeitig arbeiten
  • Kommentar- und Vorschlagsmodus: Perfekt für Lektorat und Korrekturen
  • Versionsverlauf: Jede Änderung wird automatisch gespeichert

Schreibhilfen:

  • Rechtschreibprüfung in über 100 Sprachen
  • Grundlegende Grammatikprüfung
  • Wortvorschläge während des Tippens
  • Spracherkennung für Diktat-Funktionen
  • Einfache Formatierungsoptionen

Google Docs im Praxis-Test

Unser Testprojekt: Kurzgeschichtensammlung mit 15.000 Wörtern, Zusammenarbeit mit einem Lektor.

Stärken:

  • Kollaboration funktioniert perfekt: Lektor konnte in Echtzeit Kommentare hinterlassen
  • Geräteübergreifend nahtlos: Smartphone, Tablet, Laptop – überall derselbe Stand
  • Einfache Bedienung: Sofort produktiv, keine Einarbeitung nötig
  • Sharing-Optionen: Links versenden statt E-Mail-Anhänge

Schwächen:

  • Begrenzte Formatierungsmöglichkeiten für komplexe Dokumente
  • Keine Szenen-/Kapitel-Organisation für längere Texte
  • Offline-Modus eingeschränkt (muss aktiviert werden)
  • Keine spezialisierten Autorenfunktionen

Für wen ist Google Docs geeignet?

Ideal für:

  • Einsteiger ohne Budget
  • Kollaborative Projekte (Co-Autoren, Lektoren)
  • Kurze bis mittlere Texte (bis 50.000 Wörter)
  • Mobile Autoren die überall schreiben
  • Einfache Textprojekte ohne komplexe Struktur

Grenzen:

  • Längere Romane werden unübersichtlich
  • Keine Charakterverwaltung oder Plot-Tools
  • Bei schlechter Internetverbindung problematisch
  • Export-Optionen begrenzt

Bewertung Google Docs: 7,5/10

  • Benutzerfreundlichkeit: 10/10
  • Autorenfunktionen: 5/10
  • Kollaboration: 10/10
  • Preis-Leistung: 9/10

2. LibreOffice Writer – Der mächtige Klassiker

LibreOffice Writer ist die kostenlose Open-Source-Alternative zu Microsoft Word. Als Teil der LibreOffice-Suite bietet es nahezu alle Funktionen kommerzieller Textverarbeitung.

Was bietet LibreOffice Writer?

Textverarbeitung:

  • Professionelle Formatierung mit Formatvorlagen
  • Umfangreiche Rechtschreib- und Grammatikprüfung
  • Automatische Inhaltsverzeichnisse und Verzeichnisse
  • Fußnoten und Endnoten für wissenschaftliche Arbeiten
  • Änderungsverfolgung und Kommentare

Erweiterte Features:

  • Master-Dokumente für sehr lange Texte
  • Formulare und Felder für interaktive Dokumente
  • Makro-Unterstützung für Automatisierungen
  • Mehrspaltenlayout und komplexe Seitenlayouts
  • Eingebettete Grafiken und Diagramme

Neue Funktionen in Version 25.8:

  • Verbesserte Zeilenumbruchregelung für bessere Textdarstellung
  • Erweiterte Absatzformatierung mit Zonen-Kontrolle
  • Optimierter Wortabstand (minimal, gewünscht, maximal)
  • Verbesserte DOCX-Kompatibilität für Word-Austausch
  • Barrierefreiheitsprüfungen für professionelle Dokumente

LibreOffice Writer im Test

Unser Testprojekt: Sachbuch mit 80.000 Wörtern, komplexe Formatierung, Literaturverzeichnis.

Installation und Setup:

  • Download etwa 300 MB, Installation problemlos
  • Erste Einrichtung mit Sprach- und Format-Optionen
  • Interface ähnelt Microsoft Word (vertraute Bedienung)

Stärken in der Praxis:

  • Word-Kompatibilität: DOCX-Dateien öffnen und speichern ohne Probleme
  • Professionelle Formatierung: Formatvorlagen und automatische Verzeichnisse
  • Stabilität: Auch bei sehr langen Dokumenten zuverlässig
  • Vollständige Offline-Nutzung: Keine Internetverbindung nötig
  • Regelmäßige Updates: Aktive Entwicklung mit neuen Features

Herausforderungen:

  • Lernkurve steiler als bei Google Docs
  • Interface wirkt veraltet im Vergleich zu modernen Alternativen
  • Zusammenarbeit umständlich: Dokumente per E-Mail versenden nötig
  • Keine Cloud-Integration standardmäßig

Autorenfunktionen bewerten

Gut für Autoren:
Navigator für längere Dokumente mit Kapiteln
Änderungsverfolgung für Überarbeitungen
Formatvorlagen für konsistente Gestaltung
Automatische Sicherung verhindert Datenverlust
Export in viele Formate (PDF, EPUB, HTML)

Was fehlt:
Szenen-/Kapitel-Management wie bei Autorensoftware
Charakterverwaltung oder Plot-Tools
Integrierte Recherche-Funktionen
Schreibziele und Progress-Tracking

Für wen ist LibreOffice Writer geeignet?

Perfekt für:

  • Word-Umsteiger die Kosten sparen möchten
  • Sachbuchautoren mit komplexen Formatierungsanforderungen
  • Offline-Arbeiter ohne ständige Internetverbindung
  • Datenschutz-bewusste Autoren (lokale Datenspeicherung)
  • Professionelle Dokumente mit Verzeichnissen und Referenzen

Weniger geeignet für:

  • Autoren, die spezialisierte Plotting-Tools benötigen
  • Kollaborative Projekte mit mehreren Bearbeitern
  • Mobile-first Arbeitsweise
  • Absolute Einsteiger ohne Word-Erfahrung

Bewertung LibreOffice Writer: 8,0/10

  • Funktionsumfang: 9/10
  • Benutzerfreundlichkeit: 7/10
  • Autorenfunktionen: 6/10
  • Preis-Leistung: 10/10

3. yWriter7 – Der Autor-Spezialist

yWriter7 ist das einzige wirklich kostenlose Programm, das speziell für Romanautoren entwickelt wurde. Created von Simon Haynes, einem erfahrenen Autor und Programmierer, bietet es Autorenfunktionen ohne Kosten.

Was macht yWriter7 besonders?

Autoren-spezifischer Ansatz:

  • Szenen-basierte Organisation: Roman in Kapitel und Szenen aufteilen
  • Charakterverwaltung: Detaillierte Profile für alle Figuren
  • Schauplatz-Management: Orte und Locations verwalten
  • Storyboard-Ansicht: Visueller Überblick über die Handlung
  • Viewpoint-Tracking: Welche Szene aus wessen Sicht?

Professionelle Features:

  • Automatische Backups: Regelmäßige Sicherungen auf Wunsch
  • Wortcount-Tracking: Fortschritt pro Kapitel und Szene
  • Tägliche Statistiken: Schreibprotokoll mit Wörtern pro Tag
  • Drag-and-Drop: Szenen zwischen Kapiteln verschieben
  • Export-Optionen: RTF, ePub, Mobi für Veröffentlichung

yWriter7 im ausführlichen Test

Testprojekt: Fantasy-Roman mit 75.000 Wörtern, 15 Charaktere, komplexe Handlung.

Erste Eindrücke:

  • Interface aus den 2000ern: Funktional, aber nicht schön
  • Windows-only: Nur für Windows verfügbar
  • Kostenlos ohne Haken: Keine Werbung, keine versteckten Kosten
  • Entwickelt von Autor für Autoren: Durchdachte Workflow

Stärken in der Praxis:

  • Szenen-Management brilliant: Jede Szene mit Ziel, Konflikt, Ergebnis
  • Charakterkarten hilfreich: Namen, Aussehen, Hintergrund übersichtlich
  • Storyboard-Ansicht: Schneller Überblick über Handlungsstruktur
  • Flexible Organisation: Szenen als „unused“ markieren ohne löschen
  • Backup-System: Automatische Sicherungen verhinderten Datenverlust

Herausforderungen:

  • Veraltete Optik schreckt moderne Autoren ab
  • Lernkurve vorhanden: Konzept muss verstanden werden
  • Nur Windows: Mac und Linux-Nutzer ausgeschlossen
  • Keine Formatierung: Nur Plain Text, Export für Layout nötig

Die yWriter7-Philosophie

Simon Haynes, der Entwickler, erklärt: „yWriter wurde von einem Autor entwickelt, nicht von einem Verkäufer!“ Das merkt man an durchdachten Details:

  • Szenen statt Kapitel: Bessere Arbeitseinheiten für Autoren
  • Automatische Backups: Rollt Szenen zur vorherigen Version zurück
  • Standalone-Anwendung: Keine Internet-Abhängigkeit
  • 30 Romane Erfahrung: Entwickler nutzt eigene Software

Für wen ist yWriter7 geeignet?

Ideal für:

  • Romanautoren die kostenlose Autorensoftware suchen
  • Planer-Typen die gerne strukturiert arbeiten
  • Windows-Nutzer ohne Mac/Linux-Bedarf
  • Budget-bewusste Autoren als Scrivener-Alternative
  • Autoren längerer Projekte (50.000+ Wörter)

Nicht geeignet für:

  • Mac oder Linux-Nutzer
  • Autoren, die moderne Interfaces erwarten
  • Kollaborative Projekte
  • Sachbuch- oder Kurztext-Autoren
  • Mobile-Arbeiter

Bewertung yWriter7: 7,8/10

  • Autorenfunktionen: 9/10
  • Benutzerfreundlichkeit: 6/10
  • Preis-Leistung: 10/10
  • Modernität: 4/10

Direkter Vergleich: Welches Programm für welchen Autor?

Der Einsteiger → Google Docs

Du schreibst dein erstes Buch, arbeitest gerne mit anderen zusammen und möchtest sofort loslegen? Google Docs ist perfekt für den kostenlosen Einstieg.

Der Pragmatiker → LibreOffice Writer

Du kennst Word, brauchst professionelle Formatierung und arbeitest gerne offline? LibreOffice Writer bietet fast alles, was kostenpflichtige Software kann.

Der Genre-Autor → yWriter7

Du schreibst Romane, planst gerne im Voraus und brauchst Charakterverwaltung? yWriter7 ist die einzige wirklich kostenlose Autorensoftware.

Grenzen kostenloser Software

Was dir entgeht ohne Premium-Tools:

Keine professionelle Rechtschreibprüfung:

  • Google Docs und LibreOffice sind okay, aber nicht perfekt
  • Papyrus (Duden 2025) oder Grammarly sind deutlich präziser
  • Besonders deutsche Grammatik wird oft übersehen

Begrenzte Autorenfunktionen:

  • Keine Spannungsbögen oder Plotting-Tools
  • Keine integrierten Schreibziele oder Motivations-Features
  • Weniger intuitive Benutzerführung

Fehlende Integration:

  • Keine Synchronisation zwischen Geräten (außer Google Docs)
  • Keine Cloud-Backup-Automatik
  • Weniger Export-Optionen für Publishing

Support und Updates:

  • Community-Support statt professionellem Kundendienst
  • Unregelmäßigere Updates (außer LibreOffice)
  • Keine Garantie für langfristige Entwicklung

Wann lohnt sich der Umstieg auf kostenpflichtige Software?

Upgrade-Signale:

  • Dein zweites Buch: Ab Projekt zwei wird Organisation wichtiger
  • Über 50.000 Wörter: Längere Texte brauchen bessere Struktur
  • Professionelle Ansprüche: Du willst deine Texte verkaufen
  • Zeitfaktor: Software soll Zeit sparen, nicht kosten
  • Kollaboration: Regelmäßige Zusammenarbeit mit Lektoren

Budget-Empfehlung:

  • 0-30 € Budget: Bleib bei kostenlosen Alternativen
  • 30-100 € Budget: Scrivener (70 €) ist ideal
  • 300+ € Budget: Papyrus Autor für deutsche Perfektion

Unser Fazit zu kostenlosen Alternativen

Kostenlose Schreibprogramme können definitiv ausreichen – wenn du die richtige Erwartungshaltung hast und das passende Programm für deinen Schreibstil wählst.

Google Docs wählen für:

  • Erste Schreibversuche und einfache Projekte
  • Kollaborative Arbeiten mit Co-Autoren oder Lektoren
  • Mobile Flexibilität und Cloud-Komfort
  • Sofortige Verfügbarkeit ohne Installation

LibreOffice Writer wählen für:

  • Word-ähnliche Funktionalität ohne Kosten
  • Komplexe Formatierungen und professionelle Dokumente
  • Offline-Arbeiten und lokale Datenspeicherung
  • Sachbücher mit Verzeichnissen und Referenzen

yWriter7 wählen für:

  • Romanprojekte mit komplexer Struktur
  • Charakterverwaltung und Szenen-Organisation
  • Windows-Nutzer ohne Budget für Scrivener
  • Autoren, die Funktion über Form stellen

Unsere Empfehlung:

Beginne kostenlos, upgrade bei Bedarf. Starte mit der kostenlosen Alternative, die zu deinem Projekt passt. Wenn du merkst, dass die Software dich bremst statt zu helfen, ist es Zeit für ein Upgrade.

Die 80/20-Regel: Kostenlose Software erfüllt 80% der Anforderungen für 0% der Kosten. Die letzten 20% kosten dann 70-350 Euro – aber machen oft den Unterschied zwischen Hobby und professionellem Arbeiten.

Kostenlos bedeutet nicht minderwertig – aber es bedeutet Kompromisse. Wähle bewusst.

Stand: September 2025

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